Energiewende am Siegburger Ruderverein: Schlag für Schlag in eine klimafreundliche Zukunft
Eliane Gehlen | 5. April 2025
In den letzten Jahren hat sich der Siegburger Ruderverein auf den Weg in Richtung einer klimaneutraleren Zukunft begeben, indem er einen wesentlichen Beitrag für die Energiewende geleistet hat, leistet und weiterhin leisten wird.
Wie alles begann
Nach der Fertigstellung der neuen Bootshalle im Jahre 2019 begann die umfassende Renovierung des alten Bootshauses, die den Startschuss für eine Reihe energetischer Sanierungen gab. Mit der Erschließung des neuen Trainingsraumes aus der alten Bootshalle heraus, wurde das Gebäude methodisch von einem zum anderem Ende in einzelnen Bauabschnitten umgestaltet. Durch diese Herangehensweise drängte sich auch eine energetische Sanierung u.a. durch Dämmung und Austausch der Heizkörper auf.
Schrittweise Modernisierung
Die weiteren Maßnahmen betrafen den Gebäudeteil des Trainingsraumes hin bis zur Gastronomie. Hier wurden neue Raumaufteilungen und damit die Umkleiden und Toiletten, das Büro und der Lagerraum geschaffen. Die neu geschaffenen Räumlichkeiten erhielten Decken- sowie Bodendämmungen, als auch neue Heizkörper. In diesem Abschnitt liegt auch die Wohnung, bei der die aufwendigsten Sanierungen in Form von Innenwanddämmung und verbesserter Winddichtigkeit durchgeführt wurden. In diesem Wohnraum bestanden erhebliche Baumängel hinsichtlich Löcher und Hohlräume in Wänden und Decken.
Da sich ab dem Zeitraum 2021 immer häufiger Probleme mit der 30 Jahre alten Ölheizung ergaben, musste sich der Verein zügig eine Alternative überlegen. Nach Absprache mit einem Heizungsbauer entstand die Idee, gerade im Hinblick auf steigende CO₂-Bepreisung und den Ausbau erneuerbarer Energien, auf eine elektrifizierte Lösung umzustellen. Also beschlossen wir 2022 eine Wärmepumpe zu installieren, die für die Raumwärme und das Warmwasser sorgt. Daraufhin wurden Anträge auf Förderung bei der BAFA gestellt und die benötigten Komponenten bestellt.
Diese Entscheidung stellte sich gerade im Hinblick auf den Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierende Energiekrise durch den Stopp der Öl- und Gaslieferungen Russlands, als richtig heraus. Hier keimte dann bereits die Idee, den Strom für die neue Anlage teilweise selbst zu produzieren, um die Anhängigkeit der Energielieferanten weiter zu beschränken.
In Deutschland gab es zu dieser Zeit aus gegebenem Anlass einen regelrechten Sturm auf Wärmepumpen, so kamen Lieferzeiten von über einem Jahr auf Teile der Anlage zustande. Bis zum Eintreffen der Komponenten fanden Renovierungen statt, die die Erneuerungen der Toilettenanlagen und Renovierungen des Gastronomiebereiches umfassten.
Eigenleistung und Engagement
Um den Eigenleistungsanteil so hoch und damit die Baukosten so gering wie möglich zu halten, setzten Mirco (Kältetechniker) und ich (Zimmermann und Hauswart) mich ab Anfang 2023 intensiv mit dem Thema Installation und Optimierung von Wärmepumpen sowie dem Thema Photovoltaik auseinander. Anfang 2024 konnten wir dann endlich mit dem Bau der Anlage beginnen, da alle benötigten Komponenten geliefert wurden.
Durch die Mithilfe vieler Vereinsmitglieder konnten aufwendige Arbeiten, wie das Verlegen von Rohren und Elektroleitungen, das Gießen des Fundaments für das Außengerät und das Anbringen der Heizkörper innerhalb weniger Monate erledigt werden.
So konnte Mitte 2024 die Wärmepumpe in Zusammenarbeit mit dem Hersteller sowie dem Heizungsbauer erfolgreich in Betrieb genommen werden!
Energie aus Eigenproduktion als nächster Schritt

Angesichts schnell sinkender Preise für PV-Komponenten und der vorhanden freien Dachfläche, entschied sich der Verein noch im selben Jahr eine große Flachdachanlage auf der neuen Bootshalle zu installieren. Ziel war es, bereits in der ersten Heizsaison einen Teil der benötigten Energie möglichst ökologisch und ökonomisch selbst zu produzieren. Auch dieses Projekt wurde größtenteils in Eigenregie umgesetzt und die 25-kWp-Anlage ging bereits im November 2024, weniger als ein halbes Jahr nach Planungsstart, durch die Abschlussarbeiten des Elektrikers ans Netz.
Finanzielle Unterstützung und politische Rahmenbedingungen
Die Realisierung dieser ambitionierten Projekte wurde durch verschiedene Faktoren ermöglicht:
- Hoher Eigenleistungsanteil durch Vereinsmitglieder
- Bezuschussung durch die Stadt Siegburg
- Mithilfe benachbarter Firmen aus Siegburg
- Vor-Finanzierung durch Vereinsmitglieder
- Wegfall der Mehrwertsteuer auf PV-Komponenten
- Staatliche Förderung CO₂-armer Heizungen
Aufgrund der mittlerweile wieder gesunkenen Strompreise, durch immer mehr günstigen Solar- und Windstrom im europäischen Netz, profitiert seit Dezember 2024 zudem der Verein von einem günstigen Wärmestromtarif (21 Cent/kWh). Damit sparen wir nach ersten Hochrechnungen zusammen mit der Einspeisevergütung für die überschüssige Energie aus der PV-Anlage über 50% der laufenden Energiekosten im Vergleich zur alten fossilen Heizung.
Fazit
Die Kombination aus Eigenleistung, finanzieller Unterstützung und politischer Rahmenbedingungen ermöglichte dem SRV in den Jahren 2019-2024 einen großen Schritt in Richtung Zukunft, die sowohl ökologischer und ökonomischer ist. Die Energiewende im Verein zeigt eindrucksvoll, wie lokales Engagement und staatliche Förderung Hand in Hand gehen können, um nachhaltige Lösungen zu schaffen.
Nächste Schritte
Für die kommenden Jahre planen wir eine Erweiterung um einen Batteriespeicher, um den Autarkiegrad weiter zu erhöhen. Das heißt, dass wir einen noch größeren Teil unseres eigens produzierten Stromes, vor allem in der Nacht nutzen können. Daneben wollen wir ebenso einen Ladepunkt für E-Fahrzeuge errichten, der in den sonnigen Stunden den Stromüberschuss in ein Fahrzeug speisen kann.
Für Interessierte Leser*innen hier eine Fotostrecke: