Ein Sommer in Schweden – Jugendsommerfahrt 2024
Benjamin Bienert | 28. Oktober 2024
Alle guten Dinge sind drei und so fand in diesem Jahr bereits die dritte Jugendsommerfahrt als Kooperationsprojekt der Jugendabteilungen aus Siegburg und Bonn statt. Nachdem die klassische Jugend-Sommerwanderfahrt im letzten Jahr wegen zu weniger Anmeldungen nicht zustande gekommen ist, durfte sich in diesem Jahr niemand über die Anmeldezahlen beschweren (44 an der Zahl!) – vielleicht auch, da es sich um ein in der Geschichte beider Vereine bisher einmaliges Projekt handelte.
Es sollte nicht, wie sonst üblich, mit Vereinsbussen und Bahn eine Woche auf Main, Neckar oder gar nur Mosel gehen, um dort von Bootshaus zu Bootshaus zu rudern und jeden Tag in einem anderen Verein unterzukommen. Ganz im Gegenteil. Es ging mit Reisebus für die Gruppe, drei Kleinbussen, zwei großen Bootsanhängern und Motorboot in ein wunderschön gelegenes und großes Gruppenhaus mit knapp über 50 Betten, einem großen Außengelände um das Haus herum und weit und breit keinem anderen Haus, so dass bis in die Nacht ausgelassene Aktivitäten und Feiern unproblematisch waren. Auch kamen wir dadurch um den Charme der Anwohner herum, wie es im Süden von Deutschland schon mal der Fall sein kann. Direkt am Skagen See mitten in Schweden, neben dem größeren Värnern See gelegen, war der größte Unterschied zu einer “normalen” Wanderfahrt, dass neben einem festen Bett in diesem Jahr auch eine feste Küche Teil der Unterkunft war, welche das kulinarische Angebot definitiv auf ein neues Niveau hob. Selbst gemachte Burger mit Pommes aus frischen Kartoffeln, eigens frittiert, Stockbrot am Lagerfeuer, ein Salatbuffet mit vier verschiedenen Salaten zum Grillen oder morgens Rührei stellen nur einen kleinen Teil der Auswahl dar. Wann gab es so etwas schon einmal auf einer Jugendsommerfahrt?
Nach knapp 20 Stunden Fahrt, zwei Fährfahrten, einem Bilderbuch Sonnenaufgang auf der ersten Fähre und ohne sonst übliche Zwischenfälle erreichten also alle unser Camp. Dazu beigetragen hat unser kroatischer Busfahrer, der definitiv wusste, wie man 13m Buslänge möglichst schnell nach Schweden bewegen kann. Neben den üblichen Handmitteln, die auf eine Jugendsommerfahrt mitkommen, hat das Fahrtenleiterteam in diesem Jahr ein Großteil der Lebensmittel in Deutschland vor der Fahrt eingekauft. Das erforderte eine Menge Planung und Grübeln, was 44 Ruderer*innen so mengenmäßig verspeisen würden. Konkret gesprochen wurde einmal die Metro sowie der lokale Aldi leergeräumt. Vor Ort wurden die beschaulichen Mengen so schnell wie möglich durch viele helfende Hände aus den Kleinbussen ausgeladen, und alle Lager im Haus bis unter die Decke über mehrere Etagen hinweg gefüllt. Anschließend wurden alle Boote ruderbereit gemacht. Anzumerken ist, dass der Trainingszustand einiger Teilnehmer bereits bei dieser Aktion zu ernsthaften Sorgen führte, so war die Herausforderung für einige, die Boote rund 150m in Richtung See tragen zu müssen, eine ernsthafte Hürde bei der die Kräfte kaum ausreichten. Und das in Anbetracht der Tatsache, dass in den Folgetagen noch der ganze See abgerudert werden sollte. Naja, schieben wir es mal auf die 20 Stunden Anfahrt, bei der alle bis auf den Busfahrer und das Betreuerteam schlafen konnten.
Bereits im Anschluss wurden die ersten Programmpunkte eingeleitet und das gesamte Camp durfte sich auf einen langen, wie zähen Kampf gegen Werwölfe einschwören. Jede Nacht aufs neue trafen sich die Werwölfe, welche sich an armen Campbewohner*innen zu schaffen machten und auch vor unserem Liebespaar (übrigens sehr süß) nicht zurückschreckten. Jeden Morgen kamen alle überlebenden zusammen, um sich über Beobachtungen der letzten Nacht auszutauschen um den zwischenzeitlich fast aussichtslosen Niedergang des Dorfes zu verhindern.
Da das Wetter anfänglich noch sehr viel Wind mitbrachte, wurde die Umgebung zunächst von der Landseite aus erkundet. Hoher Wellengang und der mutige Wille, direkt ins Skiff zu steigen führte zu erwartungsgemäß herbeigeführten Badegängen im erfrischenden Seewasser. Zur Mitte der Woche ging es dann zu ausgiebigen Rudertouren bei spiegelglattem Wasser in Seitenarme des Sees mit Fjord ähnlichen Landschaften. Kleine Veränderungen zu den letzten Jahren sollte es aber auch hier geben. Der Landdienst, welcher das Mittagessen brachte, wurde in diesem Jahr zum Wasserdienst. So sollte die Stärkung nicht mit dem Vereinsbus zur Gruppe gebracht werden, sondern mit dem mitgenommenen Motorboot. Für die Betreuer sollten diese waghalsigen Touren, die 50 Ruderer*innen mit kleiner Bootsschale und kleinem Motor zu versorgen, stets erfolgreich enden. Neben den Ausfahrten zwecks Versorgung nutzten wir das Motorboot für die Skis-Betreuung in Ufernähe sowie für die ein oder andere Angeltour. Dazu muss man berichten, dass die Angelausfahrten leider wiederholt zu keinem Erfolg führten. Und so musste trotz Aufstehen mitten in der Nacht das mit Spannung erwartete Fischessen ausfallen. Wir üben das nochmal mit dem Angeln. Das mit den Ausfahrten verbundene gemeinsame Aufwärmprogramm gab es vor jeder Tour zum Sommerhit des Jahres “Bauch, Beine, Po”. Der Hit hat glücklicherweise nahezu alle für das Rudern relevanten Muskelgruppen abgedeckt. Auf Armkraft wurde dementsprechend verzichtet. Man kann ja nicht alles haben.
Abends wurden alle diejenigen, welche noch Energie übrig hatten, bei Capture the Flag oder dem Chaosspiel ausgepowert. Hierbei hat sich vor allem der Wasserdienst ins Zeug gelegt, um die verpasste Sporteinheit auf dem Wasser nachzuholen. Durchaus mit Erfolg im Endergebnis.
Neben den Rudertouren sollte es aber noch ein weiteres, ganz besonderes Highlight geben. An zwei Abenden konnten wir Nordlichter mit dem bloßen Auge bestaunen. Mancher hat dieses Highlight auf der Bucket-Liste fürs Leben stehen, wir konnten diese Augenblicke vollkommen ungeplant erleben. Schon cool, wenn sich 44 Jugendliche in der heutigen Zeit noch so riesig von einem Naturschauspiel begeistern lassen.
Auf dieser Tour sollte jedoch keine Möglichkeit ungenutzt bleiben. So konnten wir am vorletzten Tag mit unserem Reisebus, der mit in Schweden geblieben ist, einen Ausflug nach Örebro, der sechst größten Stadt Schwedens machen. Die Tour wurde von unserem Busfahrer perfekt geplant. Alle konnten Mitbringsel für die daheim gebliebenen kaufen und bei Iced-Matcha-Latte das Taschengeld, welches auf der Hinfahrt nach dem Besuch bei McDonalds noch übriggeblieben war, auf den Kopf hauen.
An gleichem Abend stand nach Highlight um Highlight noch ein ganz besonderes Abendprogramm auf der Agenda. Nicht umsonst wurden alle Teilnehmer*innen im Vorfeld der Fahrt darum gebeten, ein Outfit nach dem Motto “Glanz & Glamour (VIP)” mit in den Koffer zu packen. Das Betreuerteam lief an diesem Abend zur vorläufigen Höchstform auf. Innerhalb kürzester Zeit wurde aus dem netten Freizeithaus ein mit Glanz und Glamour verzierter Partysalon zurecht geschmückt und vorbereitet. Mit vorab erworbenen VIP-Tickets konnte der sich aufgrund von noch nicht ausreichend gekühlten Getränken verzögerte Einlass kaum erwartet werden. Gegen 22:00 Uhr war es soweit und die Party-Tore öffneten. Um aber tatsächlich Teil der Party zu werden, ging es zunächst an den professionellen und durchaus strengen Türstehern vorbei, welche den gesamten Abend für Ordnung sorgten. Für den ein oder anderen eine lustig unangenehme Begegnung. Bombastische Stimmung, richtig gute Musik und großartige Outfits haben diesen Abend zu einer langen Nacht werden lassen. Um Punkt 12 durften wir noch unserem Geburtstagskind der Fahrt mit frisch gebackenem Kuchen und Ständchen gratulieren, bevor das Betreuerteam allmählich den jüngeren Semestern die Bühne der Party überließ und hoffnungslos aufgeben musste. Ab ins Bett.
Der Freitag stand im Zeichen des großen Hausputztages. Eine Woche gemeinsames Putzen und Aufräumen haben dazu geführt, dass hier wirklich alle hervorragende Leistung zeigen konnten. Liebe Eltern, wir haben alles dafür getan, dass zumindest die Skills jetzt definitiv gegeben sind, um im Haushalt mit anzupacken. Ich denke Sie und ihr liebe Eltern könnt euch freuen. Neben dem Haus mussten auch alle Boote wieder eingesammelt und zurück auf die Anhänger verladen werden. Zum Glück konnten sich dieses Mal, die schon zu Wochenbeginn überlasteten Teilnehmer*innen dieser Aufgabe entziehen und sich dem weiteren Aufräumen im Haus widmen.
Wahnsinn, wie schnell die Tage vergangen sind. Einfach eine klasse Zeit mit einer super Gruppe und einem unschlagbaren Betreuerteam.
Auch der Schluss des Fahrtberichts dieser Jugendsommerfahrt soll, wo schon so vieles anders als sonnst üblich war, etwas anders sein. Ein paar persönliche Sätze von mir dürfen dieses Mal nicht fehlen.
Ohne Unterstützung funktioniert solch ein Projekt nicht. Für die bedingungslose Unterstützung, welche wir aus beiden Vereinsvorständen, aus Reihen der Mitglieder beider Vereine und auch vom Förderverein des Siegburger Rudervereins erfahren durften möchte ich mich ganz herzlich bedanken. Durch Eure Unterstützung und Euer bedingungsloses Vertrauen in uns als Team und in dieses Projekt wurde diese Fahrt in diesem Rahmen erst Wirklichkeit und konnte gelingen.
Dies funktioniert aber nur mit einem starken und schlagkräftigen Team. Ich möchte mich ganz herzlich bei Euch, liebe Betreuer*innen, Verena Nietgen und Jan Coenen (beide BRG) sowie Eliane Gehlen, Clemens Caspar und Paul Lange (alle SRV) für Euer Engagement und Eure ehrenamtlichen Leistungen bedanken. Ihr habt vor wie während der Fahrt unglaubliches geleistet!
Lieber Peter (Peter Finkl, BRG), mein letzter Dank gilt Dir persönlich. Knapp zwei Jahre haben wir gemeinsam als Jugendwarte der Bonner RG und des Siegburger TVs die Idee einer Jugendsommerfahrt in Schweden entwickelt. In den letzten 8 Monaten, von Ende November 2023 bis zum Beginn der Fahrt vergingen nur wenige Tage, die nicht von intensiver Vorbereitung und Telefonaten untereinander geprägt waren. Diese Zeit hat die Kooperation beider Vereine in der Jugendarbeit des Breitensports auf ein neues Niveau gehoben. Wir sind gemeinsam durch alle Höhen und Tiefen während der Organisation gegangen und nachdem Anfang Januar auf einmal mehr als das doppelte der geplanten Anmeldungen auf der Liste standen, war für uns beide sofort klar, dass wir alle Jugendlichen mitnehmen wollen. Letzten Endes hat sich die Fahrt zu einem Herzensprojekt entwickelt. Für Deine Unterstützung und Dein ehrenamtliches Engagement möchte ich mich ganz persönlich bei Dir bedanken. Auf hoffentlich noch viele weitere Jugendfahren in den nächsten Jahren, was auch immer das nächste Ziel sei.
Achim Weiffen
Tolles Fahrtziel, mit der Riesengruppe war das ja eine richtige Expedition über Land und über See. Für die Jugend wird das ein unvergessliches Erlebnis bleiben. Die Betreuerinnen und Betreuer haben viel Verantwortung übernommen und auch bestimmt viel Arbeit in die Organisation investiert.
Danke für den umfangreichen Bericht und die vielen schönen Bilder!